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Writer's pictureBrigitte Leeser

Das Geheimnis des Waisenhauses - von Greta Glismann

Es war an einem Nachmittag im September gewesen. Linnea stand mit ihren beiden Freundinnen auf dem Steg, um die Wäsche zu waschen und Wasser für die Küche im Waisenhaus zu holen. Sie hatten den ganzen Tag geschuftet. Alle Mädchen hatten Eltern und Geschwister durch eine schlimme Krankheit verloren, die vor ein paar Jahren in dem Dorf wütete. Als Linnea die leeren Eimer gerade befüllen wollte, sah sie, dass aus einem Fenster des Waisenhauses Rauch aufstieg. Sie schrie auf, ließ alles stehen und liegen, und rannt zum Waisenhaus zurück. Die anderen drehten sich bei Linneas Schrei erschrocken um und rannten ihr hinterher. Als die drei ankamen, war der Rauch verschwunden. Aber sie waren immer noch beunruhigt, auch wenn es hieß: „Wenn der Rauch weg ist, ist alles wieder normal.“ Nein, sie wollten Nachforschungen anstellen. Sie holten die Eimer und wuschen, so schnell es ging, das Geschirr vom Mittagessen ab. Dann gingen sie in den Garten. Astrid sagte: „Das kam auf jeden Fall von den rechten Kellerfenstern!“ Also gingen sie in den Keller, wo sich die Waschräume der Mädchen befanden. Als sie unter dem Fenster angekommen waren, aus dem der Rauch aufgestiegen war, sahen sie, dass genau dort unter diesem Fenster ein loser Mauerstein war. Den drückte Liv ein. Der Boden unter ihren Füßen vibrierte erst, dann fuhren sie auf einer Platte nach unten. Dort befand sich eine Art Labor. Sie gingen durch einen kleinen Raum, der keine Fenster hatte und nur durch eine kleine Kerze erleuchtet wurde. Diese schnappte sich Linnea, ging an den Geräten vorbei und schaute sich alles genau an. Plötzlich sah sie vor sich auf dem Boden Schleifspuren, die zu einem Schrank führten. Linnea öffnete diesen und erschrak noch viel mehr, denn vor ihr lag ein Mädchen aus ihrem Schlafzimmer. Es war Olivia, die bewusstlos geknebelt und gefesselt im Schrank lag. Die drei Mädchen holten aus dem Waschraum einen kalten Waschlappen, den sie Olivia, die inzwischen von den Fesseln befreit war, auf das Gesicht legten. Sie rüttelten sie. Nach einer halben Stunde kam sie endlich wieder zu sich und sagte: „Ich habe hier unten ein Labor aufgebaut, weil ich seit meiner Kindheit eines hatte. Als meine Eltern starben und ich hierherkam, fehlte es mir sehr, und ich fand durch Zufall diesen Raum. Heute ist etwas schiefgelaufen. Eigentlich darf ich kein Labor haben. Eine Aufsicht kam, entdeckte es und wollte es beseitigen. Da explodierte ein Versuch von mir, mit dem man sehr vorsichtig sein muss. Die Aufseherin hatte jedoch zu grob zugegriffen, so dass es einen Riesenknall gab. Der Hausmeister wusste offenbar schon länger etwas von meinen Versuchen hier und kam sofort herbeigeeilt. Er hat die wertvollsten Geräte mitgenommen und mich gefesselt und geknebelt, nachdem er mir einen ordentlichen Schlag auf den Kopf gegeben hatte. Wisst ihr, dass er ein Dieb ist und keine Arbeit hat, außer dieser hier? Er bekommt kein Geld, dafür aber eine Wohnung und Essen. Da sah er wohl die Gelegenheit und wollte meine Geräte verkaufen.“ Olivia erzählte alles, obwohl sie sonst sehr schüchtern und nicht so gesprächig war. Die drei hatten gar keine Fragen mehr an sie und fuhren wieder nach oben. Am nächsten Tag meldeten sie alles der Polizei, die die Wohnung des Hausmeisters durchsuchte und die vermissten Gerätschaften fand. Der Hausmeister wurde ins Gefängnis gebracht, und sie hatten das Rätsel gelöst. Das Leben ging weiter wie zuvor, nur dass Olivia jetzt viele Freundinnen fand und viel von ihrer Familie erzählte und mit den anderen spielte. Sie hatte sich verändert!



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