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Writer's pictureBrigitte Leeser

Der geheime Gang - von Greta Glismann

Es war Abend und Luisa aß mit ihren Eltern, ihrer kleinen Schwester und ihrer Oma Abendbrot. Sie waren gerade im Ferienhaus an der Nordsee angekommen und hatten die Koffer ausgepackt. „Können Luisa und ich die Gegend ums Haus angucken und am Strand Muscheln sammeln?“ fragte Milla, Luisas kleine Schwester, als sie fertig gegessen hatten. „Wenn eure Teller in der Küche sind, könnt ihr los“, entgegnete Susanne, die Mutter. Also räumten Luisa und Milla das Geschirr weg und zogen sich Gummistiefel an. Das Haus lag direkt am Strand und sie brauchten nicht lange, bis sie das Wasser erreichten. Es war ein warmer und ruhiger Sommerabend, deshalb war das dunkelblaue Wasser spiegelklar. Als beide Eimer voll waren, wollten sie wieder nach Hause gehen. Aber als sie sich umdrehten, sahen sie in der steinigen Felswand, die sich etwa drei Meter hoch erhob, eine große Höhle. Sie rannten zur Höhle, stellten die Muscheleimer ab und gingen in die Höhle hinein. Der Boden war mit Seetang bedeckt. Plötzlich fiel Milla in ein Loch, welches komplett mit Seetang bedeckt war. Luisa hörte nur einen Aufschrei, denn es war viel zu dunkel, um etwas sehen zu können. Luisa kniete sich hin und tastete sich voran. Plötzlich hing auch sie mit dem Kopf im Loch und fiel dann einen guten Meter ganz runter. Sie landete direkt auf Milla, die laut aufstöhnte, als Luisas Kopf sich in ihren Rücken bohrte. Als sich beide erholt hatten, tasteten sie den Raum ab. Er war klein, und es führte ein enger Gang aus der Höhle. „Luisa, mach mir mal eine Räuberleiter!“, sagte Milla. Doch als sie aufstand, schrie sie laut auf, ihr Fuß war gebrochen. Also mussten sie den Tunnel wählen, der irgendwohin führte. Als sie sich etwa eine halbe Stunde krabbelnd und tastend den Gang lang gearbeitet hatten, sagte Luisa, die vorne war:                             „Hier ist Endstation, der Tunnel ist eingestürzt oder so etwas.“ Da vibrierte der Boden und knapp hinter Milla fiel ein riesiger Steinbrocken aus der Decke. Sie waren gefangen! Luisa sagte: „Wir müssen uns vorne einen Spalt freischaufeln, da sind nur Sand und kleine Steine.“ Als so schaufelten sie mit den Händen einen Spalt frei. Als er breit genug für sie war, ging der Weg weiter. Es musste schon eine lange Zeit vergangen sein, als sie ein Brummen vor sich hörten. Es klang wie ein Bär, der offenbar in einer Nebenhöhle wohnte, den sie nun aber geweckt hatten. Sie waren todmüde und konnten jetzt nicht rennen. Millas Fuß machte ihr immer mehr Beschwerden. Sie pressten sich an die Wand und hofften, dass der Bär nicht kommen würde. Dabei schliefen sie ein, so dass sie erst durch lautes Vogelgezwitscher wieder wach wurden. Erst wussten sie gar nicht, wo sie waren, doch dann erinnerten sie alles. Sie machten sich wieder auf den Weg und sahen bald durch ein Loch in der Decke hellblaues Licht in den Gang fluten. Das Loch konnten sie gut erreichen, da die Decke gar nicht mehr hoch war. Als sie oben waren, sahen sie, dass sie auf einem großen Felsen auf einer Sandbank waren, die fast überspült war. Das Wetter hatte sich geändert, deshalb fegte ein kalter Wind über die Sandbank. Das Wasser stieg nach und nach höher an dem Stein, und es war so dunkelblau, dass man den Grund nicht sehen konnte. Das Ferienhaus war nur noch ein roter Punkt in der Ferne. Sie waren auf offener See….                           

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1 Comment


anna.carolina.stoecker
Jun 08, 2020

Deine Geschichte ist dir sehr gut gelungen. Besonders gut finde ich den Cliffhanger

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