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Writer's pictureBrigitte Leeser

Nicht jeder Fund macht das Herz gesund - von Greta Glismann

Als Kalle die Kiste mit den alten Spielsachen öffnete, um sie für den Flohmarkt in den Flur zu stellen, sah er ganz oben das alte Segelflugzeug mit dem roten Streifen an der Seite. Das war früher sein Lieblingsspielzeug gewesen, aber als er vor sieben Jahren entführt worden war, danach wollte er es nie wieder sehen. Eigentlich sollte seine Mutter das Flugzeug in den Müll tun, sie hatte es aber unbemerkt auf den Dachboden geschmuggelt. Mit einer Gänsehaut dachte Kalle zurück an die Geschichte, die ihm dieses Segelflugzeug eingebrockt hatte.

Es geschah alles in dem Jahr als Kalle acht Jahre wurde. An diesem Morgen ging er verschlafen aus seinem Zimmer und erst als unten seine kleine Schwester Dina, sein Vater und seine Mutter für ihn sangen, merkte er, dass er Geburtstag hatte. Alles war ganz normal. Die Familie hatte nicht viel Geld, so dass jedes Kind nur zwei Geschenke bekam. Doch dieses Mal waren es vier. Kalle packte alle Geschenke aus, wobei sich zwei davon als zusammengehörig entpuppten. Er bekam ein Buch, eine CD und ein Segelflugzeug. „Mama, von wem ist das Flugzeug?“, fragte Kalle. Worauf die Mutter antwortete: „Es wurde uns für dich geschickt. In einem Brief stand, dass es für dich ein Geburtstagsgeschenk sein soll.“ Als sie gefrühstückt hatten und der Kuchen angeschnitten war, ging er mit dem Flugzeug raus und spielte den ganzen Tag damit. Es flog super und war gut zu bedienen. Gegen fünf Uhr nachmittags kam ein großer Lieferwagen angefahren. Die Fahrertür ging auf und ein Mann stieg aus und wollte das Flugzeug haben. Der Mann sagte: „Auf dem beiliegenden Brief stand doch, dass es ein Tagesgeschenk ist.“ Kalle holte den Brief und las dem Mann alles vor, doch von einem Tagesgeschenk stand da nichts, deshalb sagte Kalle: „Wieso wollen Sie eigentlich so dringend ein Kinderspielzeug haben?“ Der Mann räusperte sich und trat von einem Fuß auf den anderen, schließlich sagte er: „Es wird etwas Wertvolles darin transportiert.“ Kalle dachte nach, was es den wohl sein könnte, dann aber platzte aus ihm heraus: „Wenn es so wertvoll ist, dann kriegen Sie es nur für 10.000 Euro.“ Dem Mann hatte dies die Sprache verschlagen. Als er sie wiederfand, sagte er: „Komm mal mit!“ Kalle ging hinter dem Mann her und fragte sich, was er von ihm wollte. Plötzlich legte sich eine breite Hand auf seinen Mund und er wurde in den Wagen gestoßen, wobei er das Flugzeug verlor. Die Wagentür wurde zugeschmissen und von außen verriegelt. Dann fuhren sie eine ganze Weile steil bergauf. Es gab nur einen Berg in der Nähe, und der war ziemlich weit von seinem Heimatdorf weg. Schließlich hielt der Wagen an, und die Tür wurde geöffnet. Der Mann kam herein und schloss die Tür hinter sich. Er sagte: „So, nun lassen wir dich hier für ein paar Wochen in einem eingezäunten Gebiet allein. Dann sagen wir deinen Eltern, wo du bist. Versuch bloß nicht abzuhauen, es gibt einen starken Elektrozaun. Wir haben dir zur Gesellschaft ein paar hungrige Wölfe dagelassen.“ Der Mann packte Kalle und schubste ihn aus dem Wagen. Hinter dem Auto schloss sich ein starker Zaun. Dann sah er zwischen den Bäumen die Wölfe auf sich zu rennen. Es waren über hundert. Sie umzingelten ihn und fletschten ihre Zähne. Dann sprangen sie auf Kalle zu und bissen ihn in die Beine. Langsam, aber dennoch sicher arbeiteten sie sich an ihm hoch…….

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1 comentário


hanna
26 de mai. de 2020

Du hast echt spannend geschrieben und ich mag deinen Cliffhanger!

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